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Bilderpool Reichshof
(29.09.2011) Hespert. Bis auf den allerletzten Platz war die Premiere der "Kleinen Eheverbrechen" im KUNST KABINETT HESPERT ausverkauft. Und die hohen Erwartungen, die sich an das Ensemble richteten, wurden voll erfüllt. Eine hervorragende schauspielerische Leistung zeigten Renate Gosiewski und Jörn Wollenweber auf der intimen Bühne - das Publikum klatschte begeistert und sehr lange Beifall.
"Du machst mir was vor." - "Nicht ich, Du bist das Problem in unserer Ehe." - "Du willst alles unter Kontrolle halten." In diesem Stück fallen Sätze, die wohl jeder Zuschauer aus seiner eigenen Ehe oder der von anderen kennt. Und trotzdem wechseln ernste und humorige Szenen einander ab.
Das Schicksal jeder Liebe ist ihr Zerfall, ist folgerichtig der Zentralsatz des Stücks. Und doch endet das Stück nicht mit dem Zerfall der Liebe, vielmehr baut sich neues gegenseitiges Vertrauen auf deren Trümmern auf. In den Ruinen der Ehe regt sich wieder blühendes Leben.
Éric-Emmanuel Schmitt - weltbekannt durch sein Buch "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" - baut das Stück wie einen Krimi auf. Mal wird die Ehefrau Lisa zum Täter, mal der Mann Gilles. Letztlich geht es jedoch nicht um ein äußerliches Verbrechen. Es geht um die Lebenslügen von Mann und Frau, welche sie gefangen halten und sie hindern, sich gegenseitig noch wahrzunehmen als der Mensch, der sie einst waren als ihre Liebe begann und der sie geworden sind, als ihre Liebe müde wurde.
Renate Gosiewski legt die Ehefrau Lisa zu Beginn bewusst spröde, fast exaltiert an. Sie hat Oberwasser, denn sie ist die Gesunde. Er hat sein Gedächtnis bei einem häuslichen Unfall verloren und muss von ihr ins Leben zurückgeführt werden. Ihre Macht über ihn bröckelt jedoch mit jedem Stück Erinnerung, welches ihr Mann Gilles preisgibt. Am Ende ist sie eine verzweifelt liebende Frau, welche aus seinem Leben verschwinden möchte, um den letzten kleinen Rest Liebe nicht auch noch zu verlieren. Renate Gosiewski spielt diese Wandlung glaubhaft und bewegend.
Jörn Wollenweber tritt zunächst unsicher, zögernd fragend als "erwachsenes Neugeborenes" auf nach seinem Gedächtnisverlust. Er ist fixiert auf die Wahrheitssuche : Was geschah an jenem Abend wirklich? Seinen Triumph spielt er selbstsicher aus als die Wahrheit ans Licht kommt. Er verletzt mit leisen Tönen.
Regisseurin Anja Wienpahl führt beide Schauspieler intensiv in das Zentrum des Stückes: Als beide entblättert von ihren Lebenslügen, nackt und armselig voreinander stehen - erst dann ist der Boden bereit für einen inneren Neuanfang. Erst als alles Unkraut der 15-jährigen Ehe gejätet ist, kann neues Vertrauen gesät werden.
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Reichshof, Theater, Fotos, Bilder
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Fotobestellung: Kleine Eheverbrechen im Kunst Kabinett Hespert, 29.09.2011