(06.05.2014) "Süß und ehrenvoll ist es, für's Vaterland zu sterben" Seit mehr als 2000 Jahren scheint dies ein ehernes Gesetz zu sein. Der Blick ins Fernsehen unserer Tage bestätigt es erneut im Nahen Osten, obwohl man dort Vaterland mit Religion ersetzt.
Es bedurfte zweier mörderischer Weltkriege, um zumindest innerhalb Europas dieses Gesetz ad absurdum zu führen.
Gerade deshalb ist es notwendig, die Erinnerung an diese beiden Fegefeuer der Menschheit nicht zu verniedlichen. Regisseurin Anja Wienpahl hatte diesen Mut. Mit Herzblut hat sie eine szenische Collage geschrieben und auf die Bühne gestellt. Der Titel "Mit Gott für den Kaiser, fürs Bergische Land" klingt bewusst harmlos, so als gehe es um eine Hymne auf die wilhelminische Kaiserzeit.
Mit jeder Szene dunkelt sich jedoch die strahlende Kaiserhymne ein - und wird schließlich zur Todesfanfare des Untergangs. Die szenischen Collagen finden ihren schaurigen Höhepunkt , wenn die Schulkinder Malchen und Heiner ihr Todesquartett spielen: Die Schlachtenkarte mit der höchsten Todeszahl feindlicher Truppen siegt, wobei ein toter Russe zehnmal weniger zählt als ein toter Engländer oder Franzose.
Heike Bänsch und Bruno Tendera füllen den Spannungsbogen des 80-minütigen Stücks bravourös. Die harmlose Euphorie zu Kriegsbeginn machen sie gleichermaßen echt nachvollziehbar wie das Erwachen in der Verzweiflung je länger der Krieg dauert. Am Ende liegen auf der Bühne nicht nur zerstörte Illusionen, sondern auch zerstörte Seelen, die nie mehr gesunden werden.
Mit einem Minimum an äußeren Mitteln - allein durch die Innenspannung des Stücks - gelingt es Anja Wienpahl und ihren beiden Darstellern die Zuschauer zum Nach-Denken, Nach-Trauern und vor allem zum Verarbeiten des Themas zu bringen. Die Aufführung wird zu einem wichtigen Abend unserer Zeitgeschichte.